Auftritt im Westernsattel
„Wir hatten jeden Tag ein tolles und musikalisches Programm, oft Gänsehaut pur“, berichteten die Mitglieder des berittenen Fanfarenzugs Freckenhorst am Freitagabend.
Als „The Greatest Outdoor Show on Earth“ wird die jährlich stattfindende Calgary Stampede bezeichnet. Höhepunkt der zehntägigen Landwirtschafts- und Rodeoshow bildet eine große Parade mit Indianern, Cowboys, Showkapellen, Karnevalswagen und selbst Panzern zum Auftakt. „An der 4,5 Kilometer langen Strecke standen 450 000 Zuschauer, sechs Millionen Menschen saßen an den TV-Bildschirmen“, ist Jörg Middendorf immer noch begeistert.
Um ein gutes Bild abzugeben probten die Fanfaren zwei Tage auf ihren Pferden. Keine leichte Aufgabe, wie sich Randolph Mevert erinnerte: „Die Pferde waren nach Westernart geritten, und auch die Sattel waren für uns ungewohnt.“ Aber es gelang den Westfalen, sich anzupassen, und der Umzug wurde zu einem einmaligen Erlebnis. In 100 Jahren Calgary Stampede gab es übrigens nur dreimal Musik auf dem Pferderücken: 1996, 2000 und 2012 – immer durch die Freckenhorster.
Tags drauf begann für die Rotröcke die Weltmeisterschaft der marschierenden Showbands, an der sie außer Konkurrenz teilnahmen. Nach der WM-Eröffnung, folgte ein Wertungsauftritt, für den es Lob von den Juroren gab.
Aber auch abseits der Musik gab es ein spannendes Programm vom Verkauf von Traumhauslosen für den Rotary-Club Calgary bis hin zum Besuch des riesigen Stampede-Geländes mit Rodeo, Kirmes, Ausstellungen und Country Musik. Ein Standkonzert wurde auf dem Olympia Plaza der Winterspiele 1988 in Calgary gespielt und in Edmonton, der Provinz Hauptstadt Albertas, die größte Mall Nordamerikas besucht. Der Transport der 35 Teilnehmer, davon rund ein Dutzend unter 18 Jahren, in Calgary erfolgte in zwei original gelben Schulbussen, genächtigt wurde auf dem Universitätsgelände.
Den kompletten Gegensatz zur pulsierenden-1,2 Millionen-Metropole Calgary, erlebten die berittenen Fanfaren auf dem zweiten Reiseteil: In den Rocky Mountains gab es nichts außer der beeindruckenden Natur. Auf den Kananaskis River wurden alle beim Wildwasserrafting nass und bekamen einen richtigen Adrenalinkick. Abends schlief die Reisegruppe in Indianer-Tipis oder Trapper-Zelten. Nicht fehlen durften auch Besuche im ältesten Nationalpark Banff und dem sich anschließenden Yoho National Park. Bei dieser Tour wurde auch am gerade durch Skirennen bekannten Lake Louise Halt gemacht.
Weiter nach Westen ging es über den Rogers Pass, umgeben von 3000 Meter hohen Gipfeln, nach Vernon, wo man sich mit der Edelweiß Society, einem deutsch-österreichischen-schweizerischen Auswanderclub, traf. Beim Standkonzert wurden selbstverständlich alte Volkslieder aus der Heimat gespielt und von den Auswanderern laut mitgesungen.
Für absolute Gänsehaut sorgte gegen Reiseende die Teilnahme am erstmals stattfindenden Pacific Tattoo – Zapfenstreich – in Victoria, der Provinzhauptstadt von British Columbia. „Die Kanadier wollen das Tattoo zum größten Nordamerikas machen und orientieren sich dabei an den europäischen Events in Basel und Edinburgh“, erklärte Randolph Mevert am Freitagabend. Insgesamt traten die berittenen Fanfarenspieler an zwei Tagen in drei kompletten Shows auf. Auch das Zusammenspiel mit dem kanadischen Marine Orchester gelang prima. Zudem gab es als Werbung für das Tattoo ein abendliches Standkonzert vor dem Parlamentsgebäude Victorias.
Nach der Besichtigung der Olympia Stadt von 2010, Vancouver, hoben die Stiftsstädter zurück nach Frankfurt über den großen Teich ab. Einziges Hindernis: Die kanadische Flughafenkontrolle, die völlig zu Unrecht Drogen in den Trompeten suchte.
„Diese Reise werden wir niemals vergessen. Das schönste war aber, dass wir mit so vielen Kulturen und Menschen ins Gespräch gekommen sind und neue Freundschaften geschlossen haben“, so die Bilanz. Unter anderem trafen sie auch den ehemaligen Stiftsstädter Teddy Sauermann, der nach Kanada ausgewandert ist. Dass die Sonne zudem bei 30 Grad, anders als in Deutschland 17 Tage lachte, war ein angenehmer Nebeneffekt.
Die Reise nach Kanada stelle übrigens den vorgezogenen Auftakt zum 50-jährigen Bestehen der berittenen Fanfaren in 2012 dar.
Quelle: Westfälische Nachrichten, 23.07.2012 von Stephan Ohlmeier